Wir haben ihn, den zweiten Lockdown. Was viele nicht wahrhaben wollten. Was viele verdrängt haben.
Einige haben bestimmt jetzt Magengrummen. Verständlicherweise.
Dazu möchte ich euch heute kurz einen tieferen Einblick in mein Privatleben geben, denn ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass es hilft, sich neu auszurichten, wenn man sich relativiert. UND was mir ganz wichtig ist: ICH komme klar! Bitte denkt nicht, ich will Hilfe, Mitleid oder dergleichen. Ich bin gereift genug um von mir aus zu fragen. Seht diese Geschichte bitte einfach als 'Anschauungsobjekt'. Vielen lieben Dank!
So.
Am 21.2.2020 hatte mein Mann einen Termin beim Radiologen. Ich ein Vorstellungsgespräch. Eine halbe Stunde vor diesem kam er (drei Stunden später und man fühlt es manchmal im Magen, wenn etwas nicht stimmt) nach Hause. Ich fragte ihn, ob sie etwas gefunden hätten (Es ging um Ausschluss Parkinson, Aneurisma oder Tumor im Gehirn). Er lächelt mich nur an und sagt, "Ja, einen Hirntumor....- gutartig, so lange er nicht wächst, kann man es so lassen, alle 3 Monate nachschauen"
Nach dem Gespräch (Ich bekam die Stelle nicht, und viele andere auch nicht) schaute ich mir die Bilder an. Ich habe eine medizinische Ader, von daher nehme ich diese Dinge leichter als andere. ABER dieser Tumor ist nicht nur groß, er sitzt am Hirnstamm (da, wo das Rückenmark hinten an der Wirbelsäule herauskommt). Die denkbar blödeste Stelle wo man operieren kann (oder besser nicht sollte... weil da die Schaltzentrale des Gehirns sitzt).
Dann im März der Lockdown für mehrere Monate (wir haben ein Kleinkind und ein Kind mit Asperger). Die Fitnessstudios sind geschlossen. Man kann seine Familie nicht sehen...keine Kontrolle im Krankenhaus möglich.
Aber auch das haben wir gut überstanden!
Das neue Schuljahr begann recht gut. Mein Mann wurde aber zunehmend - schwieriger... Vorsichtig ausgedrückt. Was tun? Er muss ja zum Arzt - nicht ich? Die Fitnessstudios sind offen, man darf unter bestimmten Auflagen trainieren (aber nur noch 60 Minuten).
Es wird Oktober. Die Infektionszahlen steigen. Quarantäne in verschiedenen Klasssen der Schule. Mein Mann geht zum Arzt.
Was in wenigen Tagen passiert:
6.10.2020 Der Tumor ist so schnell gewachsen, er muss schnellstens raus. Zeit, bis max Anfang Januar, sonst wacht er nicht mehr auf wenn er zu Bett geht (deswegen war er so bös). Der OP Termin ist Anfang Dezember. München oder Hamburg? Ist noch nicht klar. Ob sie ihm den Schädel spalten müssen oder ob sie von hinten dran kommen? Auch noch nicht klar. Ob er überlebt oder wenn dann wie? Auch noch nicht klar.
19.10.2020 Die Kitas schliessen Stück für Stück. Die Infektionszahlen steigen, man darf keine Besuche mehr im Krankenhaus machen. Die Schulen führen wieder Distanzunterricht ein.
28.10.2020 Der Lockdown 2.0 light wird beschlossen. Ab Montag wird alles runter gefahren. Zwar nicht mehr so krass wie im März, aber ab
2.11.2020 = Fitnessstudio zu!
Am 9.12.2020 ist die OP. Ich weiß nicht, ob ich Witwe werde, einen Pflegefall bekomme oder gesegnet werde mit dem größten Glück, dass mein Mann diese Operation gut übersteht.
FAKT IST: Wir haben bis jetzt mehr als 250 Tage extra geschenkt bekommen, die ich bewußt jeden Morgen notiert habe. Es waren gute Tage und es waren schlechte Tage. Aber das Leben ist so. Es gibt nicht nur gutes!
Wie gehe ich nun mit oben genannter Ausgangssituation in den Lockdown?
Ich weiß, ich werde zu 80 % an Weihnachten ohne meinen Mann sein (Reha?).
Ich weiß, ich werde nicht bei ihm sein können.
Ich weiß, ich werde das alles alleine ohne ihn durchstehen müssen (Lockdown, Kinderbetreuung usw...).
Ich weiß, ich werde das nicht im Gym kompensieren können.
Ich habe nach dem wir gestern (28.10.2020) die letzten notwendigen Details für den worst case (Pflegevollmacht, Patientenverfügung, Anwaltsvollmacht, Beerdigung) geklärt haben, das vorerst ad Acta gelegt.
Heute habe ich mir den Podcast vom letzten Lockdown von meinem Fitnessguru nochmal angehört.
Ich stehe (schon seit längerem!) in engerem Kontakt mit einem tollen Fitnesscoach (Karsten Kunene).
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, in 2 Monaten EINEN Chin-Up Klimzug aus eigener Kraft ohne Unterstützung hinzubekommen. (-> Focusverlagerung wenn es mal ganz schlimm wird!)
Ich habe mir in den vergangenen Monaten für wenig Budget ein kleines Homegym aufgebaut.
Ich richte ab HEUTE (29.10.2020) mein Mindset erneut und bewußter wieder auf mein Ziel aus.
Ich focusiere mich auf meinen Trainingsplan, der es mir erlaubt, geistig frei zu sein und einen Ausgleich zum Alltag schafft.
Ich konzentriere mich wieder stärker auf meine spezielle Sportplaylist um flexibler zu sein, da im Lockdown die Planung von Sporteinheiten extreme Variationen erfordert!
Ich refokusiere mich auf meine Ernährung um dort die Energie für die bevorstehenden Anstrengungen herauszuziehen.
FAZIT: Ein gesunder Lebensstil ist am Anfang vielleicht etwas zeitaufwändiger weil man plant. ABER nach einer guten Planung ist es wie mit dem Radfahren, es läuft von alleine. Dein Gehirn hat es gelernt und braucht nur wieder Reaktiviert werden.
Die allesentscheidende Frage ist nun:
WAS WILLST DU?
Willst Du ein Opfer sein, welches von den äußeren Umständen gesteuert wird?
oder
Willst Du selbstbestimmt und unabhängig sein?
Wenn Du selbstbestimmt und unabhängig bist, hörst Du von alleine auf, die Schuld bei anderen zu suchen. Du analysierst die Situation und findest Lösungen, um es für Dich am bestmöglichsten zu gestalten (natürlich ohne andere zu schaden!). Somit bist Du frei von den Widrikeiten des Lebens - und dem Lockdown!
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